Reisebericht Albanien
Reisezeit: April 2005
Reisedauer: 3 Tage
Reiseroute: Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Bulgarien, Rumänien
Reiseart: Rundreise mit Auto
Persönliche Eindrücke von Albanien: Was hört man nicht alles über dieses Land! Ich wusste nicht ob ich Albanien auf meiner Balkanreise besuchen sollte oder es doch lieber lassen sollte. Ich habe es gewagt und bereue es nicht. Bisher ist Albanien kein klassisches Reiseland. Attraktionen sind eher wenig vorhanden. Die Infrastruktur wird gerade aufgebaut. Überall sind rege Bauaktivitäten zu sehen. So ist das Straßennetz in einem sehr unterschiedlichen Zustand - von autobahnähnlichen Straßen bis zur unmenschlichen Holperpiste. Meine Eindrücke sind auch sehr zwiespältig. Mir gefielen bestimmte Gegenden/Orte und dann wieder durfte ich die letzten Drecknester kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Die Sicherheit war gewährleistet und das Reisen stellte kein Problem dar. Die albanische Bevölkerung nahm ich als zurückhaltend und freundlich war. Trotzdem war die Armut allgegenwärtig, aber auch der Luxus. Etwa 2/3 der Autos tragen einen Mercedes-Stern und sind Modelle aus den 70-igern Jahren bis zur top aktuellen Modellreihe. Eigentlich unfassbar, aber die meisten Autos sind gestohlene Wagen aus Westeuropa. Die Polizei ist in der Öffentlichkeit präsent und so hat man ein gewisses Sicherheitsgefühl. Hatte auch Kontakt mit Polizei in Zivil, aber alle waren freundlich und es gab keine großen Probleme. Aus diesem Grund kann ich von einer Reise nach Albanien nicht abraten und alle Mutigen sollen es wagen!
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Shkodra [ ^ ]
Meine erste Station in Albanien war die Stadt Shkodra (Skutari) am gleichnamigen Skutari-See. Das Wetter war regnerisch und ich fühlte mich noch unsicher in meinen ersten Stunden in diesem mir unbekannten Land. Die Außenbezirke der Stadt sehen furchtbar aus und die Straßen hindurch waren mit Schlaglöchern übersät. Im Stadtzentrum boten sich mir wenige schöne Eindrücke. So konnte ich den Uhrturm und einige andere wenig sehenswerte Gebäude entdecken und einordnen. Auch ein Bummel über den Markt gab nichts spektakuläres frei. Über der Stadt Shkodra thront die Burg Rozafa. Von der Burg hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt, den Skutari-See und die Blei-Moschee. Schon wegen der Ausblicke sollte man die Burg besuchen. Im inneren der Burg kann man noch ein Museum anschauen und sonst nur noch die intakten Außenmauern bestaunen.
Stadtrundgang durch Shkodra (31 Bilder, 1.78 MB)
Kruja [ ^ ]
Auf dem Weg von Shkodra nach Kruja kommt man an Lezhe mit seiner Burg vorbei. Die Straße ist neu, breit und es wird schnell gefahren. Auf der einen Seite hat man immer Berge im Blickfeld. Etwa 20 km vor Tirana zweigt von der Schnellstraße eine schlechte Straße nach Kruja ab. Die Stadt Kruja duckt sich vor einem gewaltigen Gebirgsmassiv. Ein schöner Anblick für die ankommenden Reisenden. Kruja ist die Geburtsstadt des albanischen Nationalheld Skanderbeg. Von hier aus kämpfte Skanderbeg erfolgreich gegen das osmanische Reich. Erst 10 Jahre nach seinem Tod (1468) herrschten die Türken etwa 400 Jahre über Albanien. In vielen Städten Albaniens trägt der zentrale Platz seinen Namen. Von der Burg sind nur noch Reste zu sehen. Ein markanter Turm und Kanonen zieren die meisten Fotomotive. Ein modernes Museum zeigt die albanische Geschichte und viele Schaustücke aus der Vergangenheit. Sehenswert in Kruja ist noch die alte Basarstraße aus dem 19. Jh und das Reiterdenkmal Skanderbegs. Mir hat Kruja gut gefallen und habe die Stadt angenehm in Erinnerung. Ein Ausflug von Tirana oder Durres lohnt sich auf jeden Fall.
Bilderserie von Kruja (37 Bilder, 2.17 MB)
Durrës [ ^ ]
Die wichtigste albanische Hafenstadt hat mir nicht so gut gefallen. Die Hafenpromenade hat wenig Charme, überall moderne Gebäude und ex-kommunistische Statuen. Gleich hinter der Strandpromenade befinden sich die Reste der alten Stadtmauer und dahinter das Amphitheater. Unterhalb der Zuschauerränge befindet sich ein Kapelle, welche leider bei meinem Besuch nicht zugänglich war. Hoch über der Stadt ist die Villa des ehemaligen Königs Zogu. Von dort hat man einen schönen Rundblick über die Stadt Durres, aber auch militärisches Sperrgebiet um sich herum. Ansonsten habe ich nichts sehenswertes in Durres entdecken können. Hotels und Restaurants, sowie Internetcafés sind vorhanden. In einem Internetcafé erlebte ich die Bekanntgabe des damals neuen deutschen Papstes.
Stadtrundgang durch Durres (16 Bilder, 800 KB)
Berat [ ^ ]
Auf den Weg nach Berat machte ich einen kurzen Halt in Kavaje. Dort sah ich auf dem Hauptplatz eine Kirche, die in wahrscheinlich alten römischen Mauern integriert wurde. Leider konnte ich keine weiteren Informationen dazu bekommen. Der Weg nach Berat verlief ohne große Schwierigkeiten. Die Stadt soll die schönste in Albanien sein. Mir hat sie ganz gut gefallen, aber eigentlich noch weit entfernt von anderen schönen europäischen Citys. Oberhalb der Stadt befindet sich der Stadtteil Kalaja mit der Burg. Innerhalb der Burg sind viele alte Häuser, teilweise noch gut erhalten. Sehenswert ist das Onufri-Museum mit einer schönen Ikonensammlung. Innerhalb der Burg sind noch Reste von alten Kirchen und Moscheen zu sehen. Unterhalb der Burg auf halber Höhe sieht man die St. Michaels-Kirche. Von der Burg hat man den besten Blick auf Berat mit dem Stadtteil Mangalem. Jetzt begreift man, warum Berat die Bezeichnung -Stadt der 1000 Fenster- trägt. Die typische Bauweise dieser Häuser macht den Anblick so reizvoll und ist auf vielen Postkarten verewigt. Wenn man durch die Gassen dieses Stadtteiles schlendert, bemerkt man schon, dass viele Häuser sehr baufällig sind. Trotzdem hat mir Berat gefallen und ist eine Reise wert.
Bilderserie von Berat (56 Bilder, 3.25 MB)
Pogradec [ ^ ]
Von Berat aus ging es auf einer kleinen Rundreise zum Ohrid-See. Ich kam an Elbasan vorbei. Eine Stadt, die wohl jeder schon gesehen hat. Hier steht ein mit chinesischer Hilfe errichtetes Stahlwerk, was bis zur Wendezeit unsägliche Umweltschäden anrichtet hatte. Heute steht das verfallene Stahlwerk als mahnende Industrieruine dar und bildet eine unwirkliche Kulisse. Weiter ging es durch das Shkumbin-Tal und über den Pass Qafa e Thanës zum Ohrid-See. Als erstes sehenswertes Dorf wurde Lin empfohlen. Die Straße führte nur zum Beginn des Dorfes, dann war kein Durchkommen mehr. Mir war die Sache etwas unheimlich und wusste auch nicht genau, was mich erwarten würde. Deshalb zog ich es vor, wieder wegzufahren und am See entlang die schöne Aussichten auf die gegenüberliegende mazedonische Seite mit den Bergen zu genießen. Entlang des Seeufers findet man zahlreiche Fischgaststätten. Die Stadt Pogradec hat nicht viel zu bieten. Kaum sehenswerte Bauwerke und eben nur eine größere Stadt am Ohrid-See. Hotels und Restaurants sind hier vorhanden und somit ist Pogradec ein guter Ausgangspunkt für Reisen zum/um den Ohrid-See.
Bilderserie von Pogradec und Ohrid-See (34 Bilder, 1.47 MB)
Korça [ ^ ]
Der Ausflug nach Korca war ein Flop. In dieser Stadt und auf dem Weg dahin habe ich nichts sehenswertes entdecken können. Korca ist modern geprägt und die alten Häuser und Gassen, samt Bassar machen eher einen verfallenen Eindruck. So bin ich etwas orientierungslos herumgelaufen und haben nach interessanten Dingen Ausschau gehalten. Leider Fehlanzeige! Eine Moschee aus dem 15. Jh und ein osmanisches Gasthaus (Han i Elbasanit) war das einzige was ich noch als interessant empfand. So ging es schnell weiter nach Voskopoja.
Stadtrundgang durch Korca (12 Bilder, 640 KB)
Voskopoja [ ^ ]
Früher war Voskopoja eine wichtige Handelsstadt mit fast 30.000 Einwohnern (andere Quellen sprechen sogar von 60.000). Und heute ist es ein verschlafenes Dorf von nicht mal mehr 1.000 Einwohnern. Aufgrund der historischen Größe existieren noch viele alte Kirchen, aber die meisten leider in keinen sehr gutem Zustand und oftmals auch weit außerhalb des heutigen Siedlungsgebietes gelegen. Ich erwischte dazu noch ein total verregneten Tag. Mein Besuch in Voskopoja war dementsprechend kurz und all zu viel konnte ich nicht entdecken. Die alten breiten gepflasterten Straßen und einige wenige verschlossene alte Kirchen konnte ich erblicken. Bei schönem Wetter ist Voskopoja sicher ein ganz netter Ausflug wert. Die nächste Station auf meiner Reise war der Ort Bilisht an der griechischen Grenze. In diesem Ort habe ich vergebens nach was sehenswerten Ausschau gehalten. Aufgrund eines fehlenden Reiseführers habe ich mich teilweise auf meine Autokarte verlassen. Dort waren sehenswerte Orte besonders markiert, aber keine Angabe was es sein soll. So habe ich einige Orte aufgesucht und vergebens nach der angeblichen Sehenswürdigkeit gesucht.
Rundgang durch Voskopoja (24 Bilder, 1.39 MB)
Prespa-See [ ^ ]
Mein letzter Abschnitt in Albanien sollte zum Albtraum werden, den man so schnell nicht vergessen wird. Zuerst wieder so ein Ort, der den Blick nicht einmal verdient. Shuec liegt am Kleinen Prespa-See. Da ich schon einige Jahre zuvor genau am anderen Ende auf der griechischen Seite davor stand, wollte ich mir mal unverbindlich die albanische Seite anschauen. Doch schon die Straße nach Shuec war mit Schlaglöcher übersät. Kurz im Ort angekommen dreht ich sofort wieder um, weil mich nur halb verfallene Häuser mit Misthaufen davor empfangen haben. Jetzt wollte ich entlang des Prespa-Sees zur mazedonischen Grenze fahren. Auf der Karte war hier ein Grenzübergang verzeichnet. Über die Schnellstraße nach Mazedonien einreisen kann ja jeder. Zuerst war die Straße normal, dann kam eine Baustelle. Lässt ja hoffen, dass etwas gemacht wird. Die gesamte restliche Straße bis zur Grenze war nur noch ein unbefestigter Weg. In dieser Gegend waren einige wenige kleine Dörfer angesiedelt. Die Blicke rüber auf die andere Seeseite waren schön, aber aufgrund des anstrengenden Weg kaum zu genießen. Hier in dieser fast verlassenen Gegend eine Autopanne zu riskieren sind keine so tollen Überlegungen. Wie war ich froh, als ich in der Ferne nach langem Bangen und fast verzweifelnd die Grenztürme sah. Der Grenze holpernd zufahrend kam 100 m vor dem albanischen Schlagbaum wieder Teerbelag unter meinen Rädern. Bei der Ausreise aus Albanien müssen noch einige Gebühren bezahlt werden. Alles korrekt und ohne Ärger. Nach dieser Torture waren die Anblicke der mazedonischen Grenzstation und die Straße hinunter wie aus einer anderen Welt. Hier empfing mich das Schild der Europäischen Union wegen Aufbauhilfe. Der Bus der Grenzsoldaten Marke Daimler-Benz schien nagelneu zu sein und war ein Geschenk von Deutschland an Mazedonien. OK - alles ist vorbei und endlich wieder in der Zivilisation angekommen. Somit wurde Albanien an meinem letzten Tag doch noch eine kleine Abenteuerreise.
Bilderserie vom Prespa-See (22 Bilder, 888 KB)
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